Ulrich Dittmar

Es waren immer Träume die mich bewegten und verändert haben - heute noch. Spiegel zwischen Gut und Böse. Doch eins war diesen Träumen immer gemein: Der Wunsch durch Bilder etwas zu bewegen. Wenn schon nicht die Welt, so doch Gedanken - hin und wieder ganze Personen.

Meine Themen sind die Pflöcke mitten im Leben, an denen die Menschen an unterschiedlich langen Leinen mit einem Bein festgebunden sind, darum meistens im Kreis laufen, gleichzeitig Pflöcke über die sie stolpern und/oder Claims abgesteckt haben entlang der 

Traum-Wunsch-Angst-Linie im Selbstversuch nackter Selbstbehauptung. Einer dieser Menschen bin ich und ich erzähle davon. Serviert in Kurzgeschichten in feiner Ironie, surrealistisch anmutenden Bildern, freier, meist ungebunden Lyrik und sing(k)baren Liedtexten.

Ulrich Dittmar, geb. 1955 (Milupa-Generation) in Gelsenkirchen-Buer. Ausbildung zum Chemiefacharbeiter auf der Scholven-Chemie, Fachhochschulreife in Gelsenkirchen, Studium der Sozialarbeit an der Universität/GH- Essen.


Nach beruflichen Tätigkeiten in den Arbeitsbereichen offene Jugendarbeit, Drogenberatung, alleinstehende Wohnungslose, Ausbildungsgemeinschaft, offene Altenarbeit, Seniorenheim und Wohnheim für psychisch erkrankte arbeitet er heute in der Selbsthilfe-Kontaktstelle für den Kreis Recklinghausen.

 

Uli D. schreibt in deutschsprachiger Prosa und Lyrik und Mitbegründer der Tram, aber auch Texter und Bassist der berüchtigten Rock’n Skiffel-Folk-Pop-Blues-Combo „The Flying Avocados“ (ehem. Gnä’ Frau).

 

Erfahrungen aus dem Beruf als Sozialarbeiter, ironische Selbsterkenntnisse und immer wieder Beziehungen bilden die Substanz seiner Texte. Häufig entpuppen sich Beziehungsgeschichten als Spiegel, in dem sich der Protagonist ganz überraschend wiedererkennt oder sich selbst entlarvt. Weil Literatur nicht nur zum Lesen, sondern auch zum hören geeignet ist, trägt er seine auch vor. Die Texte aus eigener Werkstatt erzählen von Krisensituationen, betrachtet aus einem ironischen oder fein-zynischen Blickwinkel, finden meist ein überraschendes Ende. Seine Gedichte, meist in freier Lyrik verfasst, die manchmal episch, oder surreal, bisweilen symbolisch geprägt und/oder wortwitzig komponiert sind, greifen Situationen aus größeren Abläufen und erstellen Momentaufnahmen, gewissermaßen textliche Makroaufnahmen, deren Ende oft offen bleibt und den Leser/Hörer animieren mitzuphantasieren.

 

Der Leser/Hörer ist eingeladen entspannt zu lauschen, zu lachen, nachzuempfinden und den Schluss eines offenen Endes in eigner Optionen zum Ende zu bringen (siehe auch Kulturserver).


U.D. ist Mitinitiator und Mitglied der vestischen Autorengruppe „Die Tram“, die er 2005 zusammen mit Wilfried Besser und Helmut Peters gründete. Diese bestand bis 2017  und über verfügte über eine eigene Homepage.
In Folge von 2001-2007, jedes Jahr aufs Neue, für die Literatur-Eule in Recklinghausen nominiert wurde er 2008 schließlich mit ihr ausgezeichnet. Schon im Jahre 2006 war er ein Preisträger des Kunstpreises „Poesie im Wind“ von Bad Zwischenahn.


Leseprogramme an ungewöhnlichen Orten (im Friseur-Salon, in der Werkhalle einer Kistenfabrik, einer Großgärtnerei und einer Kirche) mit befreundeten Autoren sorgen seit 2007 für Begeisterung bei den Zuhörern.
Im Jahr 2010 erschien sein Buch Der Ferne so nah als auch Aphorismen und Kurzgeschichten in diversen Anthologien in den Folgejahren.


Auszeichnungen

2006: nominiert für den Kunstpreis Bad Zwischenarn - Wechselnde Winde  (Lyrik)

08.11.2008: Vestische Literatu-Eule

nachzulesen in ...

1985:

Sonderheft der Drogenberatung Wesel – Metamorphose (modernes Märchen)
1986:

Kalender mit Tuschezeichnungen, Sprüchen und Aphorismen

1989:

Kirche und Leben (Kirchenzeitung) – Von der Wärme (Kurzgeschichte)
2001-2008:

Broschüren zu Recklinghäuser Autorennächten (Kurzgeschichten u. Lyrik)
2005:

Festschrift zu 150 Jahren Sparkasse Vest – Schade, sagt Sabine (Kurzgeschichte)
2006:

UHU (Straßenmagazin) - Unter dem gelben Doppelbogen (Kurzgeschichte)
2006:

Festschrift Kunstpreis Bad Zwischenarn – Wechselnde Winde (Lyrik)
2008:

Salbader, Literaturzeitung (Berlin) – Walle von Malle (Kurzprosa)
2010:

"Die Brücke" in: Jahresband Bibliothek deutschsprachiger Gedichte
2010:

"Der Ferne so nah"

23 Kurzgeschichten, Anno-Verlag Rheinberg, 12,95€ ISBN: 978-3-939256-00-7
2010:

"Der letzte Auftrag" in: Krimineller [Ruhr]Pott (Anthologie) Seschat Verlag Oer-Erkenschwick, 9,90€ ISBN: 978-3-98114078-0-8
2011

"Erinnerung" in: Chili für die Venus (Anthologie - Lyrik) Wunderwaldverlag, Erlangen

2011:

Der Zauberer u. Strafstoß in: Total verknallt, Anthologie zur langen Nacht der Bibliotheken in Haltern am See am 11.11.2011 mit den Geschichten, Edition Haltern am See

2012:

Anthologien zum Aphorismenwettbewerb 2012 in:  „Prinzipienreiter satteln nicht um“, Vom Stellenwert der Werte, Herg.: Petra Kamburg, Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert, Universitätsverlag Dr. Brockmeyer, Bochum 1. Auflage, Juni 2012. ISBN978-3-8196-0859-9
2013: 

"In falschen Kleidern" Kurzgeschichte in: Engel Hexen Wiedertäufer, Historische Geschichten aus dem Münsterland, Anthologie, Hrsg. Evelyn Barenbrügge, Waxmannverlag GmbH, Münster ISBN 978-3-8309-2992-5 www.waxmann.com.

Hören und sehen


Aus dem Programm:

 Waschen, schneiden, lesen

 

Nov 7, 2008 mit Mona Jüntgen, Ulrich Dittmar, Helmut Peters live im Frisurenstudio Brusdau.

 


Der Ferne so nah

23 Kurzgeschichten

Anno-Verlag Rheinberg 2010

ISBN 978-3-939256-00-7



Texte zum Beispiel

Walle von Malle

 

Walle befand sich im Polizeipräsidium und zwar auf der falschen Seite des Schreibtisches. Sie hockte auf der Seite des Beschuldigten und dass, wie sie wusste, zu recht. Sie saß nicht zwischen den Stühlen, sondern belegte beide Sitzflächen voll, was die Hocker unter ihr zierlich erscheinen ließ. Ihr gegenüber hing genervt Commissario Paredo auf seinem Drehstuhl.
Ihre Tränen, die an den Wangen herunter liefen waren keine Tränen der Trauer, keine Tränen der Angst. Es waren Tränen der Wut. Paolo, der Bildhauer von Alcudia hatte eine Skulptur geschaffen, aus Stein geschlagen. Er sagte, dass es ein Walross sei – Natur – Leben – Touristen - Bezug zum Meer und so. Aber Walle hatte sich wieder erkannt, nicht nur im Gesicht, im Breiten und Ganzen. Dafür hatte sie Paolo geschlagen, und zwar tot. Das mochte Unrecht sein, gestand sie sich ein, das aber zu Recht.

 

 

 

Sternenreise oder Punkt um!

 

Eine dieser Beziehungsdebatten auf der Promenade von Port Alcudia und ich war raus. Vollkommen abgelenkt.
„Komm auf den Punkt!“ sagte mein Schatz, „ und hör‘ endlich auf, der Frau dauernd auf den Hintern zu starren. Das ist doch peinlich!“

 

Ich konnte mich gar nicht entscheiden, auf welchen der Punkte ich kommen sollte. Doch half ihr Ruf, mich aus meiner Trance zu befreien in die ich wie hypnotisiert geraten war, weil ein Meer von Punkten vor mir tanzte, meinen Blick auf unsägliche Art magisch ansog und mich absurder Weise glauben ließ, mit gesenktem Haupt in den Sternenhimmel zu starren. Denn nicht das uns alle überdachende nächtliche Firmament hielt meinen Blick in seinem Bann, sondern tausende kleiner weißer Punkte auf einer besonders dunkelblauen Leggins, die sich extrem über ein prächtiges Gesäß spannte und sich schaukelnd vor mir hin und her bewegte. Kosmische Begriffe wie „Raum-Zeit-Krümmung“ und „schwarzes Loch“ gewannen auf diesem Hintergrund eine ganz neue Bedeutung und wurden nahezu greifbar.

 

„Na, was ist jetzt?“ fragte meine Liebste erneut. „Kannst Du jetzt endlich mal auf den Punkt kommen?“

 

Mich noch aus der himmlischen Betrachtung eines Sternensturms lösend konnte ich nur unbedacht fragend antworten, während unzählige weißer Punkte vor meinen Augen zu hypnotisch zu blinken schienen: „Wie soll ich mich denn da entscheiden?“

 

 

 

anders 1

 

anders gedacht
anders gemacht
anders ist anders geworden

 

anders gewollt
weil anders gesollt
anders ist anders oder anders

 

anders begonnen
dann anders gewonnen
anders ein anderes mal

 

 

 

anders 2

 

anders das Weiß
rechts
gegenüber
Schwarz

 

anders das Schwarz
links
gegenüber
Weiß

 

das andere Rot
das andere Blau
Wo?
dazwischen
ganz anders

 

Alles nicht so einfach. Aber einfach kann ja jeder.

40 humorvolle und unterhaltsame Geschichten auf 180 Seiten.

Der Autor lässt uns teilhaben an seinem verrückten Alltag, der geprägt ist von seltsamen Ereignissen und skurrilen Situationen und so manchem Lesenden durchaus bekannt vorkommen könnte.

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Drei Literaten im Vest